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Deep Schrott – 18.02.2012

Deep Schrott, das einzige Bass-Saxophon-Quartett des Universums.
Ein lautstarkes und flinkfingriges, vierköpfiges Ungeheuer. (Jazzthing)

Vergessen Sie alles, was Sie bisher über Blasmusik gehört haben.
Here’s the Real Heavy Metal!

Eventdetails:

Datum: 18.02..2012 – Samstag
Einlass: 20 Uhr
Konzert: 21 Uhr
Ort: Weltecho (freie Platzwahl)

JAzz in Chemnitz

PRESSESCHAU vom 20.02.2012 Freie Presse:

Hohes Lob für die tiefen und doch zarten Töne

Die außergewöhnlichen Bass-Saxofonisten von Deep Schrott im Weltecho

Chemnitz. Die instrumentale Besetzung des Quartetts Deep Schrott aus Köln (und weiterer Umgebung) ist ziemlich leicht zu merken: Andreas Kaling spielt Bass-Saxofon, Wollie Kaiser spielt ebenfalls Bass-Saxofon, Jan Klare bläst ein Bass-Saxofon, und Dirk Raulf spielt – richtig – ebenfalls Bass-Saxofon. Denn Deep Schrott ist das einzige Bass-Saxofon-Quartett Deutschlands, oder, so Raulf, “wie wir selbst gern sagen: des Universums”. Samstagnacht gastierte es im Weltecho.

 

Minimalismus des Wesentlichen

 

Schade eigentlich, denn die vier Holzbläser schaffen es im wahrsten Sinne des Wortes, ihren blechernen Instrumenten einen solchen Klangreichtum zu entlocken, dass man manchmal vergisst, dass da wirklich “nur” vier Bass-Saxofonisten auf der Bühne stehen. Mit Respekt vor und Liebe zu den Schöpfern der Songvorlagen, die sie für sich neu arrangiert haben, verwandeln sie etwa Nirvanas “Smells Like Teen Spirit” in eine bedrohlich grummelnde Gewitterfront, spielen sie bei Dylans “Blowin In The Wind” vor allem den rauen Windhauch, in dem sich der Song verliert, machen sie aus seinem “Tambourine Man” einen vorüberhuschenden Gaukler, der die Zuhörer auf seine Reise mitnehmen möchte. Aus Dylans “Knocking On Heaven’s Door” wird ein Klopfen an der Höllen-Tür, und Led Zeppelins kryptisches “Stairway To Heaven” verkürzen sie auf das Wesentliche, die wunderbar miteinander verkoppelten unterschiedlichen Melodieteile. Das ist wie ein Skat “ohne Vier”, wie Rock ‘n’ Roll ohne alle Zutaten desselben, aber mit seinem befreienden Geist und einem Esprit, aus dem vor allem die Liebe zu dieser Musik spricht.

 

Songs im Gegenwind

 

Das exzellente Spiel des Quartetts hat, außer bei den selbst komponierten Titeln, meist gar nicht viel mit improvisiertem Jazz zu tun, glänzt eher durch ungewöhnliche Näherung an die Songs, denen sie eine ganz andere Dramatik geben, die sie in den Gegenwind stellen, ohne sie ins Unkenntliche zu prusten. Es glänzt auch durch die Arrangements, die zwischen manchmal kompaktem Gleichklang und manchmal zarten melodischen Soli eines Saxofons “gegen” oder eher im Sound der anderen oszillieren, zuweilen durch etwas Gesang ergänzt. Glänzend ihr Medley mit King-Crimson-Stücken der 1970er-Jahre, ihre Versionen von Slipknot- und System-Of-A-Dawn-Songs. Die vier Musiker, in diversen Projekten wie der Kölner Saxofon-Mafia (vor Jahren ebenfalls in Chemnitz zu hören) bewährt, entlocken ihren robusten Instrumenten berührende Klänge, die oft einen Hauch über dem Boden schweben – zart und verletzlich, stolz und selbstbewusst. Auf ihre Ambitionen deutet auch die Auswahl an Liedern – etwa von Hanns Eisler, dessen Lied “Die freie Wirtschaft” und “Das Vielleicht-Lied” sie interpretieren. Das “Lob des Kommunismus” haben sie aus Pietät im ehemaligen Karl-Marx-Stadt, “wegen der Opfer”, nicht gespielt – statt dessen bekam Ex-Bundespräsident Christian Wulff sein Fett weg – standesgemäß mit einer Adaption des Abba-Klassikers “The Winner Takes It All”. Man hört geradezu, wie die vier hier und in dem Kylie-Minogue-Stück “Can’t Get You Out Of My Head” auch mal augenzwinkernd Kitsch produzieren wollen, es aber nicht schaffen – grandios. Gewinner des Abends waren Deep Schrott und ein begeistert applaudierendes Publikum.

erschienen am 20.02.2012 ( Von Matthias Zwarg )

© Copyright Chemnitzer Verlag und Druck GmbH & Co. KG

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